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Anleihen aus Schwellenländern: Jetzt einsteigen?

Eine durchdachte Streuung in Anleihen kann das Verhältnis von Risiko zu Renditechancen im Anlageportfolio deutlich verbessern.

Insbesondere vor dem Hintergrund einer bevorstehenden Änderung der Zinslandschaft könnten Anleihen aus Ländern wie Mexiko und Südafrika attraktiv sein.

In letzter Zeit mehren sich die Unsicherheiten bezüglich des Zeitpunkts der nächsten Zinswende. Die Markterwartungen deuten darauf hin, dass im Juni sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Europa eine Zinssenkung durch die jeweiligen Zentralbanken erfolgen könnte. Doch kürzlich veröffentlichte Daten über hohe Produzentenpreise in den USA haben die Befürchtungen verstärkt, dass die Federal Reserve (Fed) bei der Zinssenkung zögern und diese eventuell später als erwartet einleiten könnte.

Besonders reizvolle Opportunities

Trotz dieser Unklarheiten besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass die Inflationsraten und Zinssätze im Laufe dieses Jahres merklich zurückgehen werden. Das wirft für Investoren die Frage auf, wie sie von den aktuellen attraktiven Renditen profitieren können, ohne dabei unverhältnismäßig hohe Risiken einzugehen. Anleihen aus Schwellenländern stellen in diesem Kontext eine Option dar, die von Experten gegenwärtig als “besonders reizvoll” bewertet wird.

Anleger, die kein Risiko eingehen möchten, müssen sich mit vergleichsweise niedrigen Renditen zufriedengeben. Beispielsweise erbringen langfristige Bundesanleihen eine Rendite von etwa 2,5 Prozent, was der aktuellen Inflationsrate in Deutschland entspricht. Sollte die Inflation, wie prognostiziert, weiter fallen, könnte die reale Rendite, also die inflationsbereinigte Rendite, allmählich ansteigen. 

Wer höhere Erträge erzielen möchte, muss sich auf ein höheres Risiko einlassen.

Es existieren diverse Alternativen für eine solche Risiko-Rendite-Optimierung: Erstens, Anleihen aus hochverschuldeten Eurozonen-Ländern wie Italien bieten eine höhere Rendite als deutsche Anleihen, bergen jedoch das Risiko von Kursverlusten bei einer potenziellen neuen Eurokrise. Zweitens, US-Staatsanleihen sind rentabel, allerdings mit dem Risiko von Wechselkursschwankungen verbunden. Drittens, höhere Erträge sind durch Unternehmensanleihen erzielbar, wobei das Risiko mit der Bonität des Unternehmens steigt. Viertens, Anleihen aus Schwellenländern locken mit attraktiven Zusatzrenditen. Anleger, die ein diversifiziertes Anleiheportfolio besitzen, sollten ihre Investitionen über diese verschiedenen Segmente verteilen, um ein optimales Verhältnis von Rendite zu Risiko zu erreichen.

Lange Laufzeiten bieten Anreiz

Nick Eisinger, führender Experte für Schwellenländer bei der Investmentgesellschaft Vanguard in den USA, betrachtet Anleihen aus den Emerging Markets als besonders attraktiv:

Es gibt nur ein Szenario, in dem sich die Schwellenländer schlecht entwickeln würden: Wenn sich die US-Wirtschaft deutlich abschwächt, die Inflation aber hartnäckig bleibt“, erläutert er. 

In diesem Fall müsste die Fed die Zinsen hoch halten, was den Dollar stärken und besonders für in Fremdwährung verschuldete Schwellenländer nachteilig wäre. Eisinger hebt ferner hervor, dass Anleihen aus Schwellenländern nicht nur attraktive Renditen bieten, sondern auch durch lange Laufzeiten gekennzeichnet sind. Einige dieser Anleihen haben Laufzeiten von über 30 Jahren, mit Angeboten aus Mexiko, die sogar bis 2110 laufen und eine Rendite von sieben Prozent bieten. Etwa: Vereinigte Mexikanische Staaten 5,75% 10/10 (ISIN: US91086QAZ19 ; WKN: A1A2CG).

In diesem Zusammenhang beschreibt die sogenannte “Duration”, wie lange das investierte Kapital gebunden ist und berücksichtigt dabei die Laufzeit eines Finanzprodukts sowie die daraus resultierenden Zinszahlungen. Eine längere Duration ermöglicht es Anlegern, sich das aktuelle Zinsniveau für die Zukunft zu sichern und kann bei fallenden Marktzinsen zu Kursgewinnen führen, da solche Anlagen relativ attraktiver werden.

Eisinger identifiziert Mexiko, Brasilien, Südafrika, Indonesien und osteuropäische Staaten wie Rumänien als vielversprechende Märkte. Trotz der wirtschaftlichen Turbulenzen erachtet er chinesische Staatsanleihen als vergleichsweise stabil, warnt jedoch vor dem Kauf von Unternehmensanleihen aus dem krisengebeutelten Immobiliensektor. Die Ratingagentur Fitch sieht ebenfalls Chancen für Mexiko und Brasilien durch Zinssenkungen der Fed, prognostiziert jedoch ein geringeres Wachstum für diese Länder.

Staatsanleihen versus Firmenanleihen

In Bezug auf die Wahl zwischen Staats- und Unternehmensanleihen existieren sowohl Hartwährungsanleihen (in Euro oder Dollar) mit einem höheren Ausfallrisiko bei Devisenknappheit als auch Papiere in lokalen Währungen mit einem erhöhten Wechselkursrisiko. Die Fondsgesellschaft Eurizon meint, dass lokale Währungsanleihen besonders von einer US-Zinswende profitieren könnten, während Barclays den Dollar langfristig als stärker einschätzt.

Eisinger hebt hervor, dass bestimmte Unternehmen eine enge Verbindung zum Staat aufweisen. Er verweist außerdem auf zwei Erdölkonzerne: Saudi Aramco, mit einer Marktkapitalisierung von circa 1,9 Billionen Euro das Schwergewicht unter den Unternehmen aus Schwellenländern, und Pemex aus Mexiko, das Anleihen auch in kleineren Einheiten anbietet, beispielsweise in Dollar mit einer Laufzeit von 14 Jahren und einer Rendite von mehr als zehn Prozent: Petróleos Mexicanos 6,625% 08/38 (ISIN: US706451BR12 ; WKN: A0T6DB).

Diese Unternehmen zeichnen sich durch ein einzigartiges Risikoprofil aus: In Krisenzeiten ist eher mit staatlicher Unterstützung zu rechnen, allerdings könnte der Staat im Bedarfsfall auch Ressourcen abziehen. Die attraktive Rendite von Pemex spiegelt eine hohe Verschuldung und das damit verbundene Risiko wider.

Mit seiner grundsätzlich positiven Sicht auf Schwellenmärkte ist Vanguard nicht allein; auch Eurizon zeigt sich optimistisch: “Nach einem soliden Jahr für die Schwellenländer erwarten wir in den kommenden Monaten ein noch positiveres Szenario für Anlagen“, so eine aktuelle Analyse. 

Amundi äußert sich ähnlich und sieht aufgrund der attraktiven Renditen und der nachlassenden Inflation gute Chancen in Schwellenländern, mit einem besonderen Fokus auf Lateinamerika.

Zugang zum Markt über ETFs

Die Herausforderung für Privatanleger, in Schwellenländeranleihen zu investieren, besteht oft in den hohen Mindestanlagebeträgen. Einige Staaten Osteuropas bieten jedoch Anleihen auch für kleinere Investitionssummen an, typischerweise ab 1000 Euro. So ist beispielsweise eine rumänische Staatsanleihe mit einer Laufzeit bis 2033 und einer Rendite von etwa 5,5 Prozent erhältlich: Rumänien, Republik 6,375% 23/33 (ISIN: XS2689948078 ; WKN: A3LNGG). Eine Alternative bieten Investmentfonds.

Eine Auswahl an Schwellenländer-Anleihefonds mit der Höchstbewertung von fünf Sternen durch Morningstar zeigt unterschiedliche Managementansätze. Darunter befindet sich auch ein börsengehandelter Fonds (ETF) von Pimco, der nach einem speziell für ihn entwickelten Index gestaltet ist und als “smart Beta” klassifiziert wird. Die Fonds lassen sich nicht direkt vergleichen, da sie verschiedene Investitionsschwerpunkte haben. So fokussiert der Fonds von Amundi auf Hochzinsanleihen von Unternehmen, während der Fonds der Ersten Bank ebenfalls Unternehmensanleihen bevorzugt. Es gibt auch passive ETFs, die bekannte Indizes nachbilden, wie die Dollar-Anleihen-ETFs von Vanguard USD Emerging Markets Government Bond UCITS ETF (ISIN: IE00BZ163L38 ; WKN: A143JQ), Euro-Anleihen von iShares J.P. Morgan EUR EM Bond UCITS ETF EUR (Dist) (ISIN: IE00B6TQLL84 ; WKN: A1JTNA) und lokale Währungen iShares J.P. Morgan EM Local Govt Bond UCITS ETF USD (Dist) (ISIN: IE00B5M4WH52 | WKN: A1JADV). L&G etwa bietet speziell einen Fonds für Unternehmensanleihen an: L&G ESG Emerging Markets Corporate Bond (USD) UCITS ETF USD Dist (ISIN: IE00BLRPRF81 ; WKN: A2QFP0)

Die bevorstehende Zinsentscheidung der Federal Reserve wird von Investoren mit großer Aufmerksamkeit erwartet. Anleger, die in Schwellenländeranleihen investiert haben, können diesem Ereignis jedoch gelassener entgegensehen.

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